MEDIATHEK
Unsere Reihe „Mensch Entwicklung Zukunft: Lebenslinien im Zeitenwandel“ widmet sich bereits seit 2018 prägenden Entwicklungen in Wissenschaft und Gesellschaft.
Montag 04.11.2024, 19 Uhr
Spätrömische Dekadenz?
Warum das römische Imperium so lange nicht untergegangen ist.
Sind Vergleiche mit dem späten Römischen Reich und unserer heutigen Zeit und Kultur statthaft? Darf man bei uns von „spätrömischer Dekadenz" sprechen? Und kann der so bezeichnete Niedergang von Hochkulturen etwa als längerer Transformationsprozess, als nötiger Epochenwechsel betrachtet werden, der die Gesellschaft weiterbringt?
Diesen Fragen stellt sich Michael Sommer. Er ist Verfasser und Herausgeber von über 30 Monographien und Sammelbänden, zuletzt: „Dark Rome. Das geheime Leben der Römer“ (C.H. Beck, 2022). Er schreibt regelmäßig für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und das Magazin CICERO.
Michael Sommer wurde 1970 in Bremen geboren. Nach dem Studium der Alten Geschichte, Klassischen Philologie, Wissenschaftlichen Politik und Vorderasiatischen Archäologie in Freiburg, Basel, Perugia und Bremen wurde er 1999 in Freiburg promoviert. Bis zur Habilitation in Freiburg 2005 war er Visiting Fellow am Wolfson College in Oxford, danach bis 2012 Research Lecturer in Ancient History an der University of Liverpool. Seit 2012 lehrt er Alte Geschichte an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
Hier finden Sie die Aufzeichnungen unserer Vorträge und Talks mit dem SWR- und 3sat-Moderator Markus Brock.
Prof. Dr. Jörn Leonhard
Frieden schaffen - aber wie? Kaum eine Frage ist gegenwärtig so drängend und gleichzeitig so umstritten.
Wann beginnt überhaupt der Weg aus einem Krieg? Und wie kann er gelingen: mit Waffen oder ohne, durch Verhandlungen oder den Sieg einer Seite? Ab wann weiß man, ob es sich um einen belastbaren Frieden handelt, oder bloß um eine taktische Atempause?
Jörn Leonhard blickt zurück auf Kriege der Vergangenheit, die alle irgendwann zu Ende gingen und macht historisches Wissen fruchtbar für das Verständnis unserer Gegenwart.
Prof. Dr. Jörn Leonhard ist Historiker am Historischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg, Historiker, Buchautor und Träger des Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises 2024.
Prof. Dr. Albrecht Schad
Der studierte Biologe und Geograf Albrecht Schad skizziert in seinem Vortrag die Vision einer Zukunft der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen uns Menschen, unserer Erde und allen ihren Lebewesen. Unsere Erde bildet ein empfindliches Biotop, dessen Gleichgewicht zu bewahren zur wichtigsten Aufgabe der heutigen Menschheit geworden ist - das ist durch die katastrophalen Folgen des Klimawandels unabweisbar geworden.
Der erfahrene Dozent und Forschungsreisende fragt, wie Lebewesen untereinander und mit ihrer Umwelt interagieren und inwiefern unser Heimatplanet selbst als ein lebendiger Organismus verstanden werden kann. In welchem Verhältnis das Leben der Menschen zum Leben der Erde und dieses wiederum zum Kosmos steht.
Prof. Dr. Albrecht Schad unterrichtet an der Freien Waldorfschule Uhlandshöhe Biologie, Geografie und Chemie. Seit 1995 gibt er Kurse an der Freien Hochschule Stuttgart und ist dort seit 2010 auch Professor für Didaktik der Naturwissenschaften.
Markus Brock im Gespräch mit Prof. em. Dr. Irene Hösli-Krais und Christian Ottenbacher.
Immer häufiger wird Arbeit im Sinne von bezahlter Tätigkeit zur Existenzsicherung der Vorstellung von individuellem Privatleben mit genügend Freizeit im Freundes- und Familienkreis gegenübergestellt. Erfüllung im Beruf versus Glück im Privatleben - ein Gegensatz?
Davon sind Fragen des Medizin- und Gesundheitswesens, der individuellen Lebensplanung wie des Familienlebens und der Arbeitsgestaltung betroffen. Die Fragen verweisen auf vielfältige gesellschaftliche und ökonomische Herausforderungen für unsere Zukunft.
Markus Brock im Gespräch mit Prof. em. Dr. med. Irene Hösli-Krais, Chefärztin für Geburtshilfe und Schwangerschaftsmedizin am Universitätsspital in Basel, und Mitglied der Schweizer Ethikkommission und Christian Ottenbacher, Hotelier und Gastronom.
Dr. Bernd Rosslenbroich
Der Mensch hat im Laufe seiner Evolution eine umfangreiche Fähigkeit zur Autonomie entwickelt, die die Grundlage für Kultur, Selbstbestimmung und Kreativität bildet. Diese Evolution erfolgte in enger Wechselwirkung mit der umgebenden Natur und hat viele neue Möglichkeiten des modernen Menschen eröffnet. Technische Entwicklungen und die Nutzung der Natur vor allem als Ressource führen zu massiven Schäden, so dass die gemeinsame Evolution von Natur und Mensch gefährdet ist. Die Herausforderung der Gegenwart ist es, eine neue Partnerschaft mit der Natur zu entwickeln.
Dr. Bernd Rosslenbroich ist habilitierter Evolutionsbiologie. Seit 2007 leitet er das Institut für Evolutionsbiologie und Morphologie an der Universität Witten/Herdecke. Seine Schwerpunkte liegen auf der Erforschung der Autonomieentstehung und der Eigenschaften des Lebendigen.
Günther H. Oettinger
2024 ist das Jahr der Europawahl, ebenso der Wahl eines neuen Präsidenten in den USA. Dann wird sich zeigen, ob der demokratische Westen stabil und einig in die Zukunft geht. Ob sich Europa klar gegen Populismus und Neonationalismus stellt und wie es sich im Systemkonflikt der Weltmächte positioniert.
Günther H. Oettinger, ehemaliger EU-Kommissar und Ministerpräsident a.D.
Werner H. Heussinger
Künstliche Intelligenz, Biotechnologie und Digitalisierung verändern die Welt so schnell wie nie zuvor. Die Zukunft ist fantastisch und bedrohlich zugleich. Zwischen Pandemien, Klimawandel, Informationsflut und Konflikten geht der Blick für das Wesentliche verloren, der einzelne Mensch gerät aus dem Fokus.
Was bleibt von der Würde des Menschen? Was macht uns als Menschen einzigartig? Was sind wir morgen? Der Ökonom und Freimaurer Werner Heussinger möchte mit seinem Vortrag dazu anregen, frei zu denken und mehr Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.
Humanismus ist keine Selbstverständlichkeit. Er muss gelebt werden. Die heutige Entwicklung unserer Gesellschaft ist mehr denn je eine klare Herausforderung für unsere Bewusstseins- und Persönlichkeitsentwicklung im freimaurerischen Sinne.
Werner H. Heussinger ist Ökonom, Bestsellerautor und Landesgroßredner der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland.
Anna Schneider
Ohne „Ich" gibt es keine Freiheit und ohne Freiheit kein „Ich", so die Grundthese des Impulsvortrags. Im Gespräch mit Moderator Markus Brock streitet Anna Schneider für den Individualismus als Kern des Freiheitsgedankens, den sie in immer häufiger aufscheinenden antiliberalen Tendenzen im politischen Diskurs zunehmend in Gefahr sieht. Sie beobachtet, wie eine woke Bewegung den Individualismus abschafft und die liberalen Werte unserer demokratischen Ordnung bedroht, indem sie auf unterschiedlichsten Gebieten versucht, Freiheit zu beschneiden. Und dabei aktuell auch ganz nebenbei Antisemitismus Vorschub leistet.
Anna Schneider, geboren in Klagenfurt, arbeitete nach ihrem Studium der Jurisprudenz und Kunstgeschichte in Wien u. a. als Redakteurin im Berliner Büro der Neuen Züricher Zeitung und ist seit Juni 2021 „Chefreporterin Freiheit“ bei der Tageszeitung WELT. Im November 2022 veröffentlichte Anna Schneider ihr Buch „Freiheit beginnt beim Ich – Liebeserklärung an den Liberalismus."
Prof. Dr. Harald Schwaetzer
In seinem Vortrag spricht der Philosoph, Theologe und Pädagoge Prof. Dr. Harald Schwaetzer vom Philosophischen Seminar zum Thema „Weltgestaltung durch die Transformation des Ichs".
Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob sich Mitteleuropa noch entwickeln kann oder ob das christliche Abendland ein Auslaufmodell ist. Zieht die Welt womöglich längst an Europa, seinen Traditionen und Wertvorstellungen vorbei?
Transformation ist ein Schlüsselbegriff der Gegenwart: In allen Lebensbereichen, in sehr vielen wirtschaftlichen Branchen, aber auch bezogen auf uns selbst stehen wir vor der Aufgabe, Transformationsprozesse einzuleiten und zu gestalten. Zur Mitgestaltung der Welt von morgen bedarf es auch der Transformation des eigenen Ichs.
Dr. Alexander Grau
Im Gespräch mit dem aus Radio und Fernsehen bekannten Moderator Markus Brock diagnostiziert der bekannte Philosoph und Publizist Dr. Alexander Grau unsere Gesellschaft als von „Hypermoral“ infiziert, eine vom Zwang zur Selbstoptimierung, missionierender Besserwisserei und vermeintlichem Expertentum geleitete Gegenwartsexistenz. Unser gesellschaftliches Verhalten sei bestimmt davon, es allen recht machen zu wollen: wir trennen brav den Müll, lassen uns unsere Mobilität vorschreiben, den „richtigen“ Umgang mit unserem Körper durch sportliches Training, wir ernähren uns vegetarisch oder vegan und zwingen uns täglich zu Verzicht und Askese, wir gendern und halten Sprachvorschriften ein. Gleichzeitig machen wir mit unserer „Cancel Culture“ Jagd auf Andersdenkende.
Sind wir noch mündige Menschen oder unterliegen wir Normierungszwängen, Gruppenmoral und Selbstzensur? Wo bleiben unsere Freiheit, Vernunft und Erkenntniskraft?
Alexander Grau ist freier Wissenschafts- und Kulturjournalist, bekannt durch zahlreiche Beiträge u. a. im Deutschlandfunk, Spiegel, Cicero, in der NZZ und FAZ. Zu seinen Buchveröffentlichungen zählen „Entfremdet. Zwischen Realitätsverlust und Identitätsfalle" und zuletzt „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit".
von der biographischen Verarbeitung historischer Umbrüche nach 1989 und 2022.
Prof. Dr. Martin Sabrow
Der Träger des Golo Mann- Preises für Geschichtsschreibung und Honecker-Biograph Prof. Dr. Martin Sabrow und Sprecher des Leibniz-Forschungsverbundes „Wert der Vergangenheit“, spricht von der biographischen Bewältigung zeihistorischer Umbrüche im 20. und 21. Jahrhundert. Wie verarbeiten Menschen in Zeiten des brachialen politischen und gesellschaftlichen Wandels schroffe Umbrüche in ihrer eigenen Biographie, ja den Verlust ihrer bisherigen Lebensgrundlagen, ihrer moralischen Überzeugungen und Ideale? Wie erlebten Zeitgenossen die Ersetzung der Monarchie durch die Demokratie nach 1918, wie gingen Staatsfunktionäre in der ehemaligen DDR nach 1989 mit dem Verlust ihrer bisherigen Überzeugungen von einem sozialistischen Staat als der besten aller denkbaren Staatsformen um? Und wie verarbeiten wir heute angesichts eines brutalen Angriffskrieges in der Ukraine die Herausforderung unserer bisherigen Überzeugungen, ja vielleicht sogar den Verlust des unbedingten Glaubens an den Frieden?
- sind wir noch eine aufgeklärte Gesellschaft?
Dirk Schümer
In seinem Vortrag stellt der Journalist, Historiker und Buchautor Dirk Schümer die Frage, ob sich unsere Gesellschaft nicht zunehmend in ein neues Mittelalter zurückkatapultiert: im Hinblick auf die allseits kursierenden gegenwärtigen Verschwörungstheorien, Prophezeiungen vom drohenden Weltuntergang infolge von Klimakatastrophen, Forderungen nach politisch korrekter und genderneutraler Reinigung unserer Sprache, Umbenennungen von Straßennamen und Plätzen oder Zerstörung von Denkmälern politisch oder moralisch unliebsam gewordener Persönlichkeiten und angesichts verstörender Bilder religiöser Fanatiker in Afghanistan und im Iran. Verdrängen die großen Vereinfacher einmal mehr die Vernunft der Aufklärung aus unseren Köpfen? Und was können wir anhand der Geschichte (ver)lernen?
Wertvorstellungen demokratische Gesellschaften fundamental herausfordern.
Prof. Dr. Sebastian Heilmann
„Systemkonflikt im 21. Jahrhundert: Warum Chinas Ordnungs- und Wertvorstellungen demokratische Gesellschaften fundamental herausfordern“, so der Titel des Vortrags, in dem der international profilierte Chinaexperte und Gründungsdirektor des Mercator Institute for China Studies, der einflussreichsten China-Denkfabrik Europas, zum politisch-wirtschaftlichen System Chinas und dessen Rolle in geopolitischen und technologischen Rivalitäten und Konflikten des 21. Jahrhunderts spricht. Im Fokus steht der Wettstreit der Werte und Staatsformen zwischen einem autokratischen China und einem demokratischen Westen. Wie können sich offene pluralistische Demokratien gegenüber einer wirtschaftlich und technologisch erfolgreichen Diktatur behaupten, die in Entwicklungs- und Schwellenländern immer mehr an Einfluss gewinnt?
Gerald Häfner, Freie Hochschule für Geiteswissenschaft in Dornach (Schweiz),
Mitbegründer der Partei Bündnis 90/Die Grünen, ehemaliges Mitglied des
Deutschen Bundestages und des Europäischen Parlaments
Unter dem Eindruck einer weltweiten Pandemie, des Klimawandels und eines Krieges mitten in Europa stellt sich mehr und mehr die drängende Frage nach den Aufgaben und der Verantwortung Europas heute und nach Putins Krieg. Wie verhält sich Europa angesichts einer heraufziehenden Neuordnung der Machtverhältnisse in der weltweiten Auseinandersetzung zwischen den Großmächten USA und China, sucht sich Europa etwa aktiv eine neue Rolle für sich und die Welt, und bedeutet dies dann Gefahr oder gar eine große Chance?
Gerald Häfner ist Leiter der Sektion für Sozialwissenschaften am Goetheanum. Der ehemalige Waldorflehrer und Publizist ist Begründer zahlreicher Initiativen und Stiftungen wie der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED Diktatur, der Petra-Kelly-Stiftung, Mehr Demokratie e. V. und Democracy International e. V. Er gründete außerdem die Partei Bündnis 90/Die Grünen mit und war von 1979 - 1981 Geschäftsführer bzw. von 1990 - 1994 Vorsitzender der Grünen in Bayern. Zwischen 1987 und 2002 war er während drei Legislaturperioden Mitglied des Deutschen Bundestages und von 2009 - 2014 Mitglied des Europäischen Parlaments. Er ist Träger des silbernen Mikrofons als bester Redner der Abgeordneten des Deutschen Bundestags in 2001 und wurde 2005 mit dem National Leadership Award für politische Innovation des Economic Forum Deutschlands (EFD) ausgezeichnet.
Michael Debus, Anthroposophische Gesellschaft Stuttgart
Der Vortrag zum Abschluss unserer Veranstaltungsreihe „Lebenslinien im Zeitenwandel“ zu drängenden Fragen des Menschseins in einer oft als krisenhaft erlebten Zeit des Umbruchs, stellt die entscheidende Frage, wie wir im Angesicht unserer eigenen Endlichkeit überhaupt Zukunft denken und sie gestalten können.
Es gibt nichts in der Welt, das nicht vergänglich wäre. Das gehört zur Wirklichkeit, in der wir leben und die wir anerkennen. Das gilt auch für den Menschen und seine der Vergänglichkeit unterworfenen Existenz. Der denkende Mensch wird das als äußere Gegebenheit verstehen und akzeptieren. Aber das schließt womöglich nicht aus, dass wir uns zugleich mit allen Gefühlen gegen unsere eigene Sterblichkeit wehren und sie sogar verdrängen. Von einigen meist situationsbedingten Ausnahmen abgesehen, will niemand sterben. Wie sollen wir als Menschen mit diesem Widerspruch umgehen?
Michael Debus studierte in Tübingen und Erlangen Mathematik, Physik und Philosophie. Nach anschließender theologischer Ausbildung wurde er Pfarrer der Christengemeinschaft und war von 1978 - 2007 in der Leitung der Freien Hochschule der Christengemeinschaft (Priesterseminar) in Stuttgart.
Die Bereitstellung der Aufzeichnung des Vortrags in unserer Mediathek war zeitlich befristet.
Prof. Dr. Dr. Rafaela Hillerbrand, Karlsruher Institut für Technologie (KIT),
Institut für Technologiefolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Die Professorin am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und am Institut für Technologiefolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) greift in ihrem Gespräch mit Markus Brock die Frage auf, wie sich intelligente Systeme in unserer Gesellschaft auswirken. Auf vielfältige Weise werden Technologien der Künstlichen Intelligenz genutzt und sind längst Bestandteil des Arbeits- und Alltagslebens geworden, nicht zuletzt auch im Bereich des maschinellen Lernens. Die Chancen, die sich mit der Anwendung Künstlicher Intelligenz eröffnen, sind jedoch auch mit vielen Risiken verbunden. Beides gilt es abzuwägen und im Zugriff Künstlicher Intelligenz die Gelegenheit zu nutzen, sich angesichts der neuen Technologie zurückzubesinnen, was Menschsein eigentlich auszeichnet.
Prof. Dr. Dr. Rafaela Hillerbrand hat am KIT die Professur für Technikethik und Wissenschaftsethik inne. Sie ist promovierte Physikerin und Philosophin und befasst sich mit den ethischen und erkenntnistheoretischen Aspekten hinsichtlich Technik und angewandten Naturwissenschaften. Ein zentraler Teil ihrer Forschung umfasst die verschiedenen Aspekte hinsichtlich Energieumwandlungen, Strom- und Wärmeversorgung sowie Mobilität. Ihre Arbeit ist dabei oft interdisziplinär und in enger Kooperation mit Klimawissenschaftlern, Ingenieuren, Politikern und anderen Entscheidungsträgern. Rafaela Hillerbrand forschte im europäischen Ausland, u. A an den Universitäten in Delft, Oxford, Aachen und dem Observatorium Côte d'Azur in Nizza. Rafaela Hillerbrand ist Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech).
Dr. Bernhard Pörksen, Universität Tübingen, Institut für Medienwissenschaft
Der Träger des Demokratiepreises 2021 des Berliner Vereins „Gegen Vergessen - Für Demokratie“, Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen, fragt nach den Ursachen der erlebbaren Fraglichkeit des Wissens und einer spürbaren Wahrheits- und Vertrauenskrise, zumal in Zeiten der Pandemie. Wie entstehen Meinungen in einer vernetzten, hochgradig nervösen Welt? Bernhard Pörksen analysiert anschaulich und konkret die Erregungsmuster des digitalen Zeitalters und zeigt, wie sich unsere Idee von Wahrheit, die Dynamik von Enthüllungen, der Charakter von Debatten und die Vorstellung von Autorität und Macht unter den aktuellen Medienbedingungen verändern. Heute ist jeder zum Sender geworden, der Einfluss des etablierten Journalismus schwindet. In dieser Situation gehört der kluge Umgang mit Informationen zur Allgemeinbildung, denn Medienmündigkeit ist zur Existenzfrage der Demokratie geworden.
Bernhard Pörksen erforscht die Macht der öffentlichen Empörung und veröffentlicht wissenschaftliche Essays und Kommentare in vielen Zeitungen. Seine Bücher „Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners“ und „Kommunikation als Lebenskunst“ wurden Bestseller. Im Jahre 2008 wurde Bernhard Pörksen zum „Professor des Jahres“ gewählt. 2018 erschien sein Buch: „Die große Gereiztheit. Wege aus der kollektiven Erregung“. Kürzlich publizierte er mit dem Kommunikationspsychologen Friedemann Schulz von Thun sein aktuelles Buch „Die Kunst des Miteinander-Redens. Über den Dialog in Gesellschaft und Politik“.
Dr. Ha Vinh Tho, ehemaliger Leiter des Zentrums für Bruttonationalglück in Bhutan
Der ehemalige Leiter des Zentrums für Bruttonationalglück in Bhutan stellt im Gespräch mit Markus Brock die Frage nach dem, was im Leben wirklich wichtig ist. Ausgehend davon, dass alle Menschen ein gutes Leben führen und glücklich sein wollen, sucht er Rahmenbedingungen, die dazu beitragen können, mehr Wohlbefinden in der Gesellschaft allgemein, am Arbeitsplatz und im Privatleben zu schaffen. Und er stellt die Frage, ob Glück als eine ein ganzes Leben lang wirkende Kraft gar erlernbar sei.
Dr. Ha Vinh Tho ist der Gründer vom „Eurasia Learning Institute for Happiness and Wellbeing“. Der Sohn eines vietnamesischen Diplomaten und einer Französin wuchs in Paris auf und war zunächst Leiter der Aus- und Weiterbildung beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz. Als Leiter des Zentrums für Bruttonationalglück in Bhutan arbeitete er an der praktischen Umsetzung des Bruttonationalglücks. Er promovierte in Psychologie und Pädagogik an der Universität Genf und wirkt international als Referent und Autor zahlreicher Bücher und wissenschaftlicher Beiträge, unter anderem „Der Glücksstandard“.
Die Rolle der christlichen Kirche auf der Suche nach einer neuen Glaubwürdigkeit.
Vicke von Behr, Theologe und fünfter Erzoberlenker der Christengemeinschaft
Der deutsche Theologe und fünfte Erzoberlenker der Christengemeinschaft, behandelt in seinem Vortrag ein Thema, das viele Zeitgenossen bewegt, die sich auf Werte und Maßstäbe besinnen, die gegenwärtig für unsere Gesellschaft gelten und die sie selbst leben. Sei es im Umgang mit künstlicher Intelligenz und der Digitalisierung unserer Arbeits- wie Alltagswelt, in Politik und in den sozialen Medien oder im Zusammenhang mit ethischen Grenzfragen in der Medizin. Jahrhundertelang galt die Kirche als oberste Instanz bei all solchen Fragen. Ihre Stimme scheint schwächer geworden zu sein, verdrängt zu werden von anderen Autoritäten wie etwa der Wissenschaft. Vicke von Behr geht der Frage nach, ob und wie die christliche Kirche ihre Rolle in der Gesellschaft sieht und wie sie nach einer neuen Glaubwürdigkeit sucht.
Vicke von Behr studierte in Freiburg und Berlin Volkswirtschaft, Theaterwissenschaften und evangelische Theologie. Nach verschiedenen Stationen als Theaterregisseur und Pädagoge nahm er ein Studium am Priesterseminar der Christengemeinschaft auf und empfing im Jahr 1992 die Priesterweihe. Er war zunächst als Pfarrer in der Gemeinde Berlin-Wilmersdorf tätig und später als Priester für ganz Ostdeutschland. Von 2005 bis 2021 war er zentral verantwortlich für die Christengemeinschaft weltweit.
Der Vortrag wurde nur Live gestreamt. Eine Bereitstellung in der Mediathek wird es ausnahmsweise nicht geben.
Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate,
Unternehmensberater für Afrika und den Mittleren Osten, Autor und politischer Analyst
Wie gelingt ein respektvolles Miteinander der Menschen, und welche Rolle spielen dabei Manieren? In Zeiten von Umbruch und Krise ist der Bedarf nach Orientierung und Wertmaßstäben sehr groß. Fragen nach unseren Werten und Tugenden sind hochaktuell. Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate ist politischer Analyst, Unternehmensberater und Bestsellerautor. Er ist Träger zahlreicher Auszeichnungen, u. a. des Bundesverdienstkreuzes. Zu seinen bekanntesten Werken zählt das Buch „Manieren" aus dem Jahr 2003. Der Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie lebt seit Jahrzehnten in Deutschland.
Wie gelingt ein respektvolles Miteinander der Menschen, und welche Rolle spielen dabei Manieren? In Zeiten von Umbruch und Krise ist der Bedarf nach Orientierung und Wertmaßstäben sehr groß. Fragen nach unseren Werten und Tugenden sind hochaktuell.
Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate ist politischer Analyst, Unternehmensberater und Bestsellerautor. Er ist Träger zahlreicher Auszeichnungen, u. a. des Bundesverdienstkreuzes. Zu seinen bekanntesten Werken zählt das Buch „Manieren" aus dem Jahr 2003. Der Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie lebt seit Jahrzehnten in Deutschland.
Günther H. Oettinger, ehemaliger EU-Kommissar und Ministerpräsident a.D.
Europa steht nicht nur politisch und ökonomisch vor großen Herausforderungen. Auf den Klimawandel und den Einzug Künstlicher Intelligenz in eine zunehmend digitalisierte Arbeits- und Alltagswelt der Menschen muss so rasch wie möglich reagiert werden, und die derzeitigen machtpolitischen Konstellationen außerhalb Europas erfordern eine geeinte europäische Stimme.
Eine Pandemie bedroht seit über einem Jahr nicht nur die Gesundheit der Menschen, sondern wird nicht abschätzbare Folgen für Wirtschaft und Wohlstand europa- wie weltweit haben. Werden sich die europäischen Mitgliedstaaten zusammenfinden, um gemeinsam einer sicheren und friedlichen, von humanen und demokratischen Werten geprägten Zukunft entgegenzugehen?
Prof. Dr. Jutta Rump, Institut für Beschäftigung und Employability
Schon lange vor der Corona-Krise und dem Trend zum „Homeoffice“ hat die Digitalisierung in vielfältiger Weise Einzug in unsere Arbeitswelt gehalten und den Menschen neue Arbeitsformen abverlangt. Durch die Pandemie werden bestehende Trends nur beschleunigt.
Diese sind schneller als gedacht zur „Neuen Normalität“ geworden und stellen drängende Fragen zu den Auswirkungen von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz auf den Wert und die Gestaltung menschlicher Arbeit. Wie werden wir in Zukunft arbeiten? Und was? Und: werden wir noch genug Arbeit für alle haben? Welche Bedeutung haben diese Transformationen für Arbeitsorganisation, Unternehmenskultur und Personalpolitik eines Unternehmens?
Prof. Dr. Ulrich Bartosch, Präsident der Universität Passau
Für was und wie verschafft man sich eigentlich Bildung? Dieser sehr deutsche Begriff steht gleichermaßen für ein Konzept bzw. ein Ziel und einen Prozess. Er verweist auf eine gelingende Entwicklung der Person und ist zugleich mit dem Zusammenwirken von „Ich und Welt“ verknüpft. So sind Welt- und Selbstentwicklung rückbezügliche Prozesse. Es ist uns kaum mehr möglich hier von einer durchweg harmonischen Angelegenheit auszugehen. Vielmehr sehen wir die Weltentwicklung und die individuellen Lebensläufe von Brüchen, Konflikten und Risiken geprägt. Gelingende Entwicklung der Person muss daher als Befähigung zum erfolgreichen Umgang mit Unsicherheiten angelegt sein. Wenn man Befähigung als Kompetenz fassen möchte kann man kurz sagen: Bildung ist Kompetenz im Umgang mit Unsicherheit. Aber was bedeutet dies hinsichtlich der Anforderungen an Bildung in unserer Zeit genau? Was ist als Herausforderung für die Hochschulbildung zu bedenken? Welchen Rahmen bieten die großen Trends wie Klimawandel und Digitalisierung für individuelle und gesellschaftliche Bildungsprozesse? Mehr dazu erfahren Sie in unserem Talk.
Prof. Dr. Thomas Druyen,
Institut für Zukunftspsychologie und Zukunftsmanagement, Sigmund Freud Privat Universität Wien
Prof. Druyen führt seit vielen Jahren Gespräche und Interviews über die Zukunft des Menschen. Dazu hat sein Institut einen Zukunftskompass entwickelt, der ausschließlich das Leben in zehn oder fünfzehn Jahren antizipiert. Es geht darum, die Wünsche, Hoffnungen und Sehnsüchte der Bürger:innen zu erfragen. Die Ergebnisse dieses Gedankenaustausches und der dazugehörigen Studien stehen im Mittelpunkt des Talks. Prof. Druyen schildert seinen Eindruck, dass sich die Psyche des Menschen verwandelt wie nie zuvor.
Prof. Dr. Harald Schwaetzer,
Philosophisches Seminar an der Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte
Unsere Gegenwart befindet sich in einem grundlegenden Wandel - mit großen Chancen und neuen Möglichkeiten, aber auch mit Risiken und Problemen. Die große Tradition der schwäbischen Intellektuellen um 1800 hat uns gelehrt, dass Philosophie als Bezug zum Geistigen der Schlüssel von Kultur und Technik, überhaupt einer gelingenden Lebensgestaltung ist. Wie können wir 200 Jahre später diese Anregungen aufgreifen und so verwandeln, dass sie neue Relevanz und Kraft gewinnen für die erfolgreiche Gestaltung der Zukunft?
Schulmedizin, Anthroposophischer Medizin und Homöopathie
Prof. Dr. phil. Dr. h.c. Robert Jütte,
Leiter i. R. des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung
Unterschiedliche Richtungen in der Medizin haben in Stuttgart eine lange Tradition. Das 1828 gegründete städtische Katharinenhospital war um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ein über die Stadtgrenzen hinaus bekanntes modernes Krankenhaus, in dem auf dem Gebiet der Medizin erbracht wurden. Das erste anthroposophische Krankenhaus, an dem noch Rudolf Steiner persönlich wichtige Impulse setzte und in dem sich auch ein innovatives Forschungslaboratorium befand, stand auf der Gänsheide in Stuttgart. An diese Tradition knüpft heute Filderklinik an. Das Stuttgarter Homöopathische Krankenhaus, das seine Entstehung dem württembergischen Industriellen Robert Bosch verdankt, war um die Mitte des 20. Jahrhunderts eine der bedeutendsten homöopathischen Kliniken in Europa.
Dr. h.c. Joel Berger, Landesrabbiner von Württemberg a. D
Die Spurensuche zur Geschichte des Judentums und der Juden in Stuttgart mit dem langjährigen Landesrabbiner von Württemberg, Dr. Joel Berger, beleuchtet jüdisches Leben in unserer Stadt. Behandelt werden besondere Persönlichkeiten und der Einfluss von Stuttgarter Juden auf das geistige, kulturelle, wirtschaftliche wie soziale Leben in früheren Jahrhunderten bis zur Vertreibung und Zerstörung im Nationalsozialismus. Im Fokus steht die Wiederkehr jüdischer Religion und Kultur nach dem zweiten Weltkrieg und die Impulse, die von der jüdischen Gemeinde in die Stadtgesellschaft von heute ausgehen.