Vom Züchter bis zum Bäcker

Wertschöpfungskettenübergreifende Etablierung in der Praxis

Die Zucht großer Saatgutkonzerne ist vor allem auf eine hohe Ertragsleistung ausgerichtet und nutzt dazu oftmals auch gentechnische Hilfsmittel. Um gentechnikfreie Alternativen zu erhalten und zu stärken und höchstmögliche Nahrungsqualität für den Menschen zu erzeugen, ist eine biologisch-dynamische Saatgutzüchtung wichtig. Der Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise e.V. arbeitet gemeinsam mit den Projektpartnern Demeter e.V. sowie mehreren Demeter-Landarbeitsgemeinschaften und Verarbeitungsfirmen an der Entwicklung und Verbreitung von biodynamischen Getreidesorten. 

Seit über 20 Jahren entwickeln Gärtner, Landwirte und Züchter eigene Sorten für die Bedingungen und Qualitätsansprüche biodynamischer Landwirtschaft. Im deutschsprachigen Raum gibt es sechs biodynamische Züchtungsinitiativen, die bereits über 30 biodynamische Getreidesorten, vor allem Weizen, entwickelt haben.

Trotz der vielfältig positiven Eigenschaften der biodynamischen Sorten in Anbau und Verarbeitung - z. B. die hohe Backfähigkeit und Ernährungsqualität - ist deren Verbreitung in der Praxis immer noch gering. Daher möchte der Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise e.V. die Verwendung biodynamischer Getreidesorten im Anbau und in der Verarbeitung unter Beteiligung von Akteuren der gesamten Wertschöpfungskette stärken.

Neben gezielter Anbau- und Sortenberatung der Betriebe, der Vernetzung von Erzeugern und Verarbeitern sowie Verarbeitungsseminaren zu den Eigenschaften biodynamischer Sorten wurden 2014 elf Getreide-Feldtage durchgeführt. Interessierte konnten sich dabei von der Vielfalt überzeugen, die biologisch-dynamisch und ökologisch gezüchtete Getreidesorten auf deutsche Felder bringt. Auf ausgewählten Betrieben des Getreidesortenprojekts wurden dabei zentrale Fragen diskutiert: Wie verhalten sich die neu im Projekt hinzugenommenen Sorten im Vergleich zu den bisher im Betrieb verwendeten Sorten? Welche Bio-Sorten halten den Qualitätsansprüchen von Landwirten, Bäckern und Konsumenten stand? Welche Züchtungen sind besonders frostbeständig und krankheitsresistent? Was sind die Anforderungen der Zukunft und welche Getreidesorten werden ihnen gerecht?

Die 21 teilnehmenden Demeter-Betriebe sollen beispielhaft vorangehen: Sie stellen ihren Getreideanbau auf biodynamische Sorten um und verbreiten Produkten, die aus solchen Sorten hergestellt wurden. Damit soll ein Bewusstsein über den Mehrwert der Sorten vom Landwirt bis zum Verbraucher geschaffen werden, um so die Sorten langfristig in die Praxis zu integrieren.

Ziel des Projekts ist es, durch Wissenstransfer in der gesamten Öko-Wertschöpfungskette - vom Züchter über den Saatguthändler und den Landwirt bis hin zum Bäcker - einen Impuls zur Verbreitung der biodynamischen Sorten zu setzen.

PROJEKTDETAILS

Welche Phasen hat das Projekt bereits erreicht?

Das Projekt startete im Juli 2013. Die erste Aussaat erfolgte im Herbst 2013 auf 21 Demeter-Betrieben in den Regionen Süd, Mitte-West, Nord und Ost. Im Juni und Juli 2014 wurden elf Getreide-Feldtage auf ausgewählten Praxis-Betrieben des Getreidesortenprojekts verteilt über das ganze Bundesgebiet durchgeführt. Die Besichtigung der Getreidebestände im Anbaujahr 2013 stieß auf breites Interesse; neben Demeter-Landwirten aus der Region nahmen auch Verarbeiter, Öko-Berater, Referenten der Landesämter und Landwirte anderer Bio-Verbände teil. Schon jetzt zeigt sich eine deutlich positive Bilanz: Das Interesse und der Austausch über biodynamische Getreidesorten ist durch das Projekt sowohl im Anbau als auch in der Verarbeitung sichtbar gewachsen.

Was sind die konkreten Ziele des Projekts?

Ziel des Projekts ist es, in der gesamten Öko-Wertschöpfungskette einen Impuls zur Verbreitung der biodynamischen Sorten zu setzen.

Dies beinhaltet:

  • In den Betrieben Wissen über die optimale Anbaustrategie, Sortenwahl etc. zu verbreiten und eine Begeisterung für die Sorten auszulösen.
  • In der Verarbeitung eine Optimierung der Prozesse, Ansätze für Vermarktungsstrategien und auch eine Begeisterung für die Sorten hervorzurufen.
  • In der Beratung Instrumente für eine gezielte biodynamische Sortenberatung zu entwickeln, die zu einem optimalen Einsatz der Sorten bei bestmöglichen Erträgen und Qualitäten führen, sowie Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis.
  • Den Austausch und die Vernetzung über alle Ebenen der Wertschöpfungskette weiterhin zu fördern.

Der Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise

Der Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise in Darmstadt ist ein gemeinnütziges Institut, das für den Ökologischen und Biologisch-Dynamischen Landbau forscht. Der Forschungsring gehört zu den Pionierorganisationen des Ökologischen Landbaus in Deutschland. Er arbeitet eng mit dem Demeter e.V. zusammen. Forschungsschwerpunkte sind Bodenfruchtbarkeit und Lebensmittelqualität.

Wofür werden die Gelder der MAHLE-STIFTUNG konkret eingesetzt?

Die MAHLE-STIFTUNG übernahm verschiedene Personalkosten und Sachkosten, wie z.B. Untersuchungen der Getreideproben, Fahrtkosten, Druckkosten und Kosten für Workshops und Feldtage.

Seit wann fördert die MAHLE-STIFTUNG das Projekt?

Das Projekt wird seit dem Jahr 2013 durch die MAHLE-STIFTUNG gefördert. 

Ausblick

Im Jahr 2015 finden für die Verarbeitungsbetriebe Workshops zur Optimierung der Verarbeitung und zu Vermarktungsstrategien für Produkte aus biologisch-dynamischen Getreidesorten statt. Die Aussaat für die zweite Anbauperiode ist im Herbst 2014 abgeschlossen worden, es wurden vier weitere interessierte Bio-Betriebe hinzugenommen. Im Frühsommer werden wieder Feldtage stattfinden. Mit Spannung werden die Ergebnisse des zweiten Anbaujahres erwartet.