Ringelblumen, blaue Malven und Basilikum

Neue Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten

Im Jahr 2012 wurde im georgischen Dorf Argokhi ein Projekt gestartet, das Jugendlichen unter Anleitung des Vereins EthicFinance mehr unternehmerisches Denken und Eigeninitiative beibringen sollte. Durch eine Ausbildung, die den Anbau von Kräutern sowohl theoretisch als auch praktisch vermittelte, lernten die Jugendlichen und später auch weitere Dorfbewohner wirtschaftliche Grundlagen, die Vorteile von Kooperation und Strategie sowie nachhaltige Produktion in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft kennen. 

Das georgische Dorf Argokhi in der Region Kakheti hatte in den letzten Jahrzehnten viele Rückschläge zu erleiden. Der Krieg und die politische Situation führten bei der Bevölkerung zu großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Besonders die Jugendlichen waren von der entstandenen Perspektivlosigkeit betroffen. Aus diesem Grund hatte sich der Verein EthicFinance 2012 dazu entschlossen, dem Dorf zu helfen. Ursprünglich war geplant, den Jugendlichen eine theoretische und praktische Ausbildung im Anbau von verschiedenen Kräutern zu vermitteln. Später beteiligten sich auch interessierte Dorfbewohner an dem Programm. Die Ernte wurde im Anschluss weiterverarbeitet und verkauft. Die Teilnehmer erhielten so erste Grundlagen für unternehmerisches Denken, unterschiedliche Fachkenntnisse und ein Gefühl dafür, was gemeinsam erreicht werden kann.

Von Anfang war klar, dass dem Dorf ein nachhaltiger Impuls gegeben werden muss, um die Zukunft der dort lebenden jungen Menschen positiv zu beeinflussen. Der Anbau von biologisch-dynamischen Kräutern, wie Ringelblumen oder Basilikum, Pflanzen die eigentlich schon seit Jahrhunderten dort angebaut werden, aber in der Sowjetzeit in Vergessenheit geraten sind, erschien dafür ideal. Der Boden war gut und auch Arbeitskräfte waren genügend vorhanden. Mit dem Anbau der Kräuter und dem Aufbau einer kleinen Kräutertrocknungsanlage sollte in der Praxis vor allem demonstriert werden, was wirtschaftliches Arbeiten bedeutet. Dazu wurde den Jugendlichen anhand von verschiedenen Aufgaben gezeigt, wie sie bewusste Produktion im Einklang mit Mensch und Natur betreiben, wie Vermarktung funktioniert und wie hierfür Kooperationen eingegangen werden können.

Zu Beginn des Projekts sollte der Kräuteranbau allein von Jugendlichen des Dorfes durchgeführt werden. Doch im Verlauf wurde immer deutlicher, dass auch die Frauen des Dorfes großes Interesse am Kräuteranbau hatten, und so wurden sie ebenfalls am Projekt beteiligt. Für die fachliche Expertise waren ein Demeterberater aus der Schweiz und langjähriger Georgienkenner sowie ein Pädagoge zur Vermittlung der Inhalte zuständig. Die Seminare, die die praktische Ausbildung begleiteten, hatten eine Vielzahl von Themen. Auf der Tagesordnung stand etwa die biologisch-dynamische Landwirtschaft, das Erlernen von PC-Kenntnissen, Produktion, Finanzrechnung, Trocknung und Vermarktungsstrategien. Die Inhalte wurden in Zusammenarbeit des Vereins EthicFinance mit dem georgischen Bioverband Elkana und dem Demeterberater vorbereitet und vermittelt.

Im Nachhinein stellte sich heraus, dass für die Dorfbewohner besonders die theoretische Ausbildungskomponente interessant war, vor allem deshalb, weil ansonsten oft kein anderer Zugang zu mehr Bildung möglich ist. Deshalb möchte EthicFinance auch in Zukunft mehr Seminare zu unterschiedlichen Themen anbieten. 

PROJEKTDETAILS

Projekthistorie und umgesetzte Ziele

2012 richteten vier Dorfbewohner das Haus und Grundstück für den geplanten Kräuteranbau her. 2013 nahmen sechs Jugendliche als Auszubildende und vier bis fünf Erwachsene als Helfer an dem Projekt teil. EthicFinance kaufte die Kräuter auf und zahlte auch einen kleinen Lohn für die Arbeit.

2014 haben hauptsächlich Erwachsene die Kräuter angebaut. Die Kinder der Teilnehmer halfen dabei ebenfalls mit. EthicFinance kaufte erneut die Kräuter und entlohnte die Arbeit.

 

Umgesetzte Ziele im Überblick

  • Belebung des Dorfes und Schaffen von neuen Perspektiven
  • Anregung unternehmerischen und nachhaltigen Denkens bei der jungen Generation
  • Positive soziale Erfahrungen durch Zusammenarbeit
  • Neue Entwicklungsmöglichkeiten für das Dorf mithilfe der Jugend
  • Aufzeigen von Wegen in die Selbstständigkeit
  • Vermittlung von modernen Anbau- und Bodenbearbeitungsmethoden
  • Bewusstseinsbildung für den Umgang mit Natur und Qualität von Produkten
  • Praxisnahe Ausbildung
  • Demeterzertifizierung
  • Grundlage zur eigenständigen Weiterarbeit für die Jugendlichen nach Projektende

Der Verein EthicFinance

EthicFinance ist ein in Georgien eingetragener, gemeinnütziger Verein. Seit 2008 wurden verschiedene ethische, soziale, ökologische und kulturelle Entwicklungsprojekte durchgeführt. Der Schwerpunkt der Förderarbeit kommt der Bevölkerung in abgelegenen ländlichen Regionen zugute. Beispiele für die Arbeit sind der Aufbau einer Apfelsaft-Kooperative mit Jugendlichen im Dorf Sobissi und die Beratung mehrerer gemeinnütziger Initiativen in juristischen und finanziellen Angelegenheiten. Außerdem besteht eine enge Verbindung mit der EthicCapital Credit Union, einer Genossenschaft, die kleine Unternehmer, Bauern, Studenten und ökologische Initiativen durch Kleinkredite unterstützt.

Wofür werden die Gelder der MAHLE-STIFTUNG konkret eingesetzt?

Die Gelder der MAHLE-STIFTUNG wurden im Wesentlichen für folgende Zwecke eingesetzt:

  • Personalkosten der Projektverwaltung und -leitung
  • Seminare zu Ökologie, Bio-Landwirtschaft, Pflanzenproduktion
  • Computerkurse und Unterricht in unternehmerischem Handeln
  • Renovierung und Einrichtung des Kräuter-Trocknungsraums
  • Renovierung und Einrichtung des Seminarraums
  • Miet- und Nebenkosten
  • Samen
  • Gartengeräte
  • Gegenstände für die Präparatezubereitung
  • Fahrtkosten
  • Kommunikation

Förderzeitraum

Die MAHLE-STIFTUNG hat das Projekt seit Beginn im Mai 2012 gefördert. Ursprünglich war eine Laufzeit bis Herbst 2013 geplant, sodass zweimal Kräuter gesät und geerntet werden würden. Der Kauf des Grundstücks verzögerte sich allerdings bis in den Herbst 2012, die erste Aussaat erfolgte daher erst 2013. Als Reaktion darauf wurde die Laufzeit um ein Jahr bis zum 31.08.2014 verlängert, um die zweite Ernte zu ermöglichen. Dies war besonders wichtig, da der Anbau mehrerer Arten von Kräutern erprobt und das erlernte Wissen gefestigt werden sollte.