Ackern für eine nachhaltige Zukunft

Jedes Kind soll einmal die Möglichkeit haben, den faszinierenden Weg vom Samenkorn bis zum erntereifen Gemüse mit eigenen Händen zu erleben. Mit dieser Vision startete der Agrarökonom und passionierte Social Entrepreneur Dr. Christoph Schmitz 2014 das gemeinnützige Projekt „Acker“. Was zunächst an sechs Schulen in Berlin begann, ist innerhalb von 10 Jahren zu einem der erfolgreichsten Bildungsprogramme Deutschlands herangewachsen.

Mittlerweile lernen, forschen und ernten jährlich etwa 80.000 Kinder an rund 1.800 Kitas und Schulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf schuleigenen Ackerflächen, begleitet und unterstützt von Schmitz und seinem 200-köpfigen Team. „Wir wollen schon den Jüngsten den Wert und die Schönheit der Natur nahebringen und so den Grundstein für eine Generation legen, die weiß, was sie isst“, erklärt Julian Siegmann, der bei Acker für die Projektentwicklung verantwortlich ist.

Die Ursprünge des Projekts reichen zurück in Schmitz' Kindheit auf einem Kartoffelhof im Rheinland. Dort kamen regelmäßig Schulklassen zu Besuch, um zu sehen, wie Kartoffeln wachsen. Lea Irmisch, Partnermanagement Stiftungen & öffentliche Förderungen bei Acker, erklärt die Entstehungsgeschichte: „Christoph fragte sich, was nach diesen Besuchen passiert. Gehen die Kinder einfach zurück in ihren Alltag oder bleibt etwas hängen?“ Gemeinsam mit seiner Schwester, einer Lehrerin, entwickelte Schmitz schließlich die Idee, den Acker zu den Kindern zu bringen.

 

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Ein ganzheitlicher Ansatz für lebendiges Lernen

Wichtig ist den Machern: Die Kinder sollen nicht nur praktisches Wissen über den Gemüseanbau erlangen, sondern auch Wertschätzung für natürliche Lebensmittel entwickeln, einen Lernort in der Natur erhalten und sich langfristig gesünder und nachhaltiger ernähren. Aus diesem Grund erfolgt der Acker-Anbau auch nach den Prinzipien des ökologischen Landbaus mit entsprechenden Mischkulturen und ohne den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln. Das praxisorientierte Konzept hat Erfolg: Untersuchungen zeigen, dass 65 Prozent der Schülerinnen und Schüler durch die Teilnahme mehr Interesse für Gemüse entwickeln, 46 Prozent ihren Gemüsekonsum steigern.

Lea Irmisch betont die Wichtigkeit dieses praktischen Ansatzes: „In der Schule lernt man Themen wie Gemüseanbau, Nachhaltigkeit und Ernährung traditionell aus Büchern. Wir ermöglichen den Kindern, diese Dinge mit den eigenen Händen zu erfahren und unmittelbar zu erleben."

PROJEKTDETAILS

Spielend zu mehr Nachhaltigkeitskompetenz

Spielend zu mehr Nachhaltigkeitskompetenz

Mit der „GemüseAckerdemie“ für Grundschulen und „AckerRacker“ speziell für Kitas hat Acker altersgerechte Angebote entwickelt, die mit vielfältigen Lern- und Begleitmaterialien das ganze Jahr über für spannende Erlebnisse und AHA-Effekte bei den Kindern sorgen. Die Programme orientieren sich an den Lehrplänen der Bundesländer für die einzelnen Klassenstufen und sind so konzipiert, dass sie sich nahtlos in den Schulalltag integrieren lassen.

Lea Irmisch erklärt: „Unser Konzept ist ein All-inclusive-Paket, das es den Schulen einfach macht, das Ackern in den Alltag zu integrieren und zu erlernen.“ Sie fügt hinzu: „Schulen können auch ohne gärtnerische Vorkenntnisse als Lernort starten. Wir bringen alles mit, kümmern uns und vermitteln das nötige Wissen.“ Für die Wissensvermittlung gibt es auch die so genannte „Campus Ackerdemie“, die sich speziell an Lehramtsstudierende richtet und ihnen bereits während des Studiums das nötige Rüstzeug an die Hand gibt.

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Digitalisierung und Natur: Hand in Hand

Den scheinbaren Widerspruch zwischen der Natur und der digitalen Welt hebt Acker über eine digitale Lernplattform auf: Hier erhalten die beteiligten Lehrkräfte jede Woche frische Ideen und Handreichungen für die Ackerstunde. Lea Irmisch hebt die Bedeutung dieser Unterstützung hervor: „Die Lernplattform erleichtert die Integration enorm. Lehrer können kurz vor der Stunde alles herunterladen und haben sofort einsatzbereite Materialien zur Hand.“

Die Lernplattform bietet nicht nur Unterrichtsmaterialien, sondern auch detaillierte Anleitungen zur Pflege des Ackers. „Jeder kann ackern!“, betont Irmisch. „Um es einfach und praxisnah zu gestalten, stellen wir auf der Acker-Lernplattform Videoclips, Beschreibungen und How-tos zu den regelmäßigen Pflegetätigkeiten bereit.“

Wirkung über den Acker hinaus

Die Effekte des Programms reichen weit über den Schulhof hinaus. Viele Eltern berichten von positiven Veränderungen zu Hause. Laut einer Umfrage geben rund 50 Prozent der Eltern an, dass ihr Kind durch die Teilnahme an der GemüseAckerdemie mehr Wertschätzung und Interesse für Gemüse und Lebensmittel entwickelt hat. Ein Elternteil berichtet: „Mein Kind fragt jetzt öfter nach, woher unser Essen kommt.“

Finanzierung und Partnerschaften

Das selbsterklärte Ziel von Acker lautet: „2030 – jedes Kind!“. Bis dahin soll jedes Kind in Deutschland die Möglichkeit haben, den Wachstums- und Wertschöpfungsprozess von Lebensmitteln in seiner Kita- und Schullaufbahn zu erleben. Dafür ist Acker auf starke Partner angewiesen. Die Finanzierung des Projekts setzt sich aus verschiedenen Quellen zusammen. Lea Irmisch erklärt: „Interessanterweise spielen nicht nur Stiftungen und Spender eine wichtige Rolle, sondern auch Krankenkassen. Aufgrund einer Gesetzesänderung müssen sie pro versicherter Person in Prävention investieren, was unserem Projekt zugutekommt.“

Blick in die Zukunft

2024 feiert Acker sein 10-jähriges Bestehen. Doch das Team um Gründer Christoph Schmitz ruht sich nicht auf den bisherigen Erfolgen aus. Im Gegenteil: Mit der Integration eines Anbauplaners in die Lernplattform steht bereits das nächste ambitionierte Projekt in den Startlöchern. „Damit ermöglichen wir es Acker-erfahrenen Pädagogen, gemeinsam mit den Schülern eigene Gemüsebeete nach den Prinzipien des ökologischen Landbaus anzulegen und zu bewirtschaften“, verrät SiegmannDie Anwendung beinhaltet den Einsatz von Saatgut von biologisch-dynamischen Saatgutzüchtern wie zum Beispiel Bingenheimer Saatgut und soll im kommenden Jahr an den Start gehen.

Zudem arbeitet Acker daran, seine Vision noch weiter zu verbreiten und im Bildungssystem zu verankern. Lea Irmisch erklärt: „Wir engagieren uns verstärkt im politischen Bereich. Unser Ziel ist es, durch gezielte Lobbyarbeit direkt bei den Bildungssystemen anzusetzen und Veränderungen zu bewirken.“ Einen prominenten Unterstützer hat die Initiative schon gefunden: Im Jahr 2023 ist Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir Acker-Botschafter geworden. „Was Acker e.V. leistet, ist genau das, was wir brauchen: Eine praxisnahe Bildung, die Kindern ein Verständnis für gesunde Ernährung und nachhaltige Landwirtschaft vermittelt. Das ist Umweltbildung im besten Sinne", so der Minister.

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Eine Bewegung für nachhaltige Zukunft

Das Konzept von Acker e.V. zeigt, wie praktische Erfahrungen und Naturverbundenheit zu einem tieferen Verständnis für Ernährung und Nachhaltigkeit führen können. Durch die aktive Einbindung der Kinder, Schulen, Eltern und Kommunen trägt das mehrfach prämierte Projekt zu einem gesamtgesellschaftlichen Bewusstseinswandel in Sachen Ernährung und Umweltschutz bei.

Mit jedem Kind, das lernt, wie lecker eine selbstgezogene Karotte schmeckt oder wie viel Arbeit in einer Tomate steckt, wächst die Hoffnung auf eine Generation, die bewusster mit unseren natürlichen Ressourcen umgeht. So werden aus den Ackerkindern von heute die verantwortungsvollen Konsumenten von morgen – und aus kleinen Samen eine große Bewegung für eine lebenswerte Zukunft.