Förderbereiche

Gesundheit und Pflege

Ganzheitliche und individuelle Versorgung von Patienten

Laut Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Gesundheit „ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen“. Diese ganzheitliche Betrachtung des Menschen gewinnt in der medizinischen Praxis zunehmend an Bedeutung. In der anthroposophischen Medizin wird der Erkrankte seit jeher als Gesamtpersönlichkeit wahrgenommen und behandelt. Zudem geht es anthroposophischen Ärzten und Therapeuten darum, dem Patienten so weit wie möglich die Chance zu geben, die Krankheit aus eigener Kraft zu überwinden und ihn so nachhaltig zu stärken. Im Rahmen ihres Förderschwerpunkts Gesundheit und Pflege  unterstützt die MAHLE-STIFTUNG  die anthroposophische Krankenpflege, Therapie und Medizin.

Anthroposophische Medizin als erweiterte Schulmedizin

Immer mehr Menschen wünschen sich im Falle einer Krankheit zusätzliche, ganzheitliche Behandlungsmethoden. Dazu gehören auch die Therapien und Behandlungen der Anthroposophischen Medizin. Anthroposophische Medizin wird häufig als Alternativmedizin deklariert - zu Unrecht! Denn sie stellt keineswegs eine Alternative zur Schulmedizin dar, sondern vielmehr deren bewusste Ergänzung und Erweiterung.

Anthroposophische Ärzte haben alle ein Medizinstudium absolviert und sind approbiert. Als Fachärzte beherrschen sie das gesamte Spektrum der diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten der leitlinienorientierten Medizin. Zusätzlich haben sie eine Aus- und Weiterbildung in den Sichtweisen und Heilmethoden der anthroposophischen Medizin absolviert, die vor fast 100 Jahren von Rudolf Steiner und Dr. Ita Wegman  begründet wurde.

Die Grundlagen der anthroposophischen Medizin sind medizinische Fachlichkeit sowie Wertschätzung und Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Patienten in seiner „Sondersituation“ Krankheit. Anthroposophische Ärzte richten den Blick deshalb nicht alleinig auf das kranke Organ oder die gestörten biochemischen Wechselwirkungen, sondern betrachten den Patient individuell mit seiner Persönlichkeit, seiner Biographie, seinen Lebensumständen und seinen Bedürfnissen. Integrativ zu behandeln bedeutet, das Heilungspotenzial, über das jeder Mensch verfügt, zu wecken und zu stärken. Komplementäre Therapien können die körpereigenen Selbstheilungskräfte stärken, sodass der Erkrankte selbst aktiv zu seiner Genesung beitragen, und seinen eigenen Weg durch die Krankheit gehen kann.

Anthroposophische Geburtshilfe und Begleitung von unheilbar Kranken 

Immer beliebter wird auch die anthroposophische Geburtshilfe, die bekannt ist für ihren „sanften Ansatz“ und den respektvollen Umgang mit Mutter und Kind, der auch seelische Veränderungen während der Schwangerschaft berücksichtigt – ein Aspekt, der sonst meist wenig thematisiert wird. So werden die Frauen mit ihren Erfahrungen, Ängsten und Wünschen ernst genommen. Es wird versucht, ihre Eigenverantwortung und Selbstbestimmung im Umgang mit der Schwangerschaft, der Geburt und der neuen Lebenssituation zu stärken. Die anthroposophische Geburtshilfe ist eine interventionsarme Geburtshilfe, die – sofern möglich - einen natürlicher Verlauf der Geburt angestrebt. Viel zu häufig wird in Deutschland bei Mehrlingsschwangerschaften oder Beckenendlagen ein Kaiserschnitt durchgeführt, obwohl es aus medizinischer Sicht nicht notwendig ist. In anthroposophischen Geburtsabteilungen sind die Kaiserschnittraten sehr niedrig. Zudem wird nach der Geburt großer Wert auf die Eltern-Kind-Bindung und das Stillen gelegt.

Des Weiteren hat sich die anthroposophische Medizin bei der Pflege und Begleitung von unheilbar Kranken hervorgetan. Durch ihren sensiblen und spirituell offenen Umgang mit dem Leben an der Schwelle zum Tod ermöglicht sie dem Sterbenden einen würdevollen Abschied, indem sie ein Umfeld schafft, welches ihn und seine Angehörigen auf ihrem Weg unterstützt. Neben der leiblichen Pflege ist bei der anthroposophischen Sterbebegleitung daher auch die Gestaltung der Umgebung wichtig. Dabei wird  etwa auf das Licht, die Raumtemperatur und die Gerüche geachtet und dafür gesorgt, dass der Patient genügend Platz hat und sich nicht beengt fühlt. 

Förderbeispiele der MAHLE-STIFTUNG im Bereich Gesundheit und Pflege 

Die Filderklinik – das Hauptförderprojekt der MAHLE-STIFTUNG

Der MAHLE-STIFTUNG ist die Etablierung und Weiterentwicklung der anthroposophischen Medizin im In- und Ausland aber insbesondere die Aus- und Weiterbildung von anthroposophischen Ärzten und Pflegekräften ein wesentliches Anliegen. Das Hauptförderprojekt  auf diesem Gebiet ist die Filderklinik in Filderstadt-Bonlanden, die 1975 auf Initiative der Stiftungsgründer Hermann und Dr. Ernst Mahle gegründet wurde. Sie ist eines der bundesweit drei großen anthroposophischen Akutkrankenhäuser mit Grundversorgungsauftrag. Als Gesellschafterin und zugleich größter Förderer unterstützte die MAHLE-STIFTUNG maßgeblich die Errichtung des Hauses und engagiert sich fortwährend für dessen Erweiterung und Modernisierung. Daneben werden den Einrichtungen der Filderklinik weitere Gelder für Forschungsprojekte sowie für die Ausbildung von Ärzten und Pflegekräften zur Verfügung gestellt.

Schwerpunkte der Klinik sind Frauenheilkunde, Geburtshilfe, Innere Medizin, Chirurgie, Kinderheilkunde Onkologie und Psychosomatik. Ergänzend zu gängigen Therapieformen werden in allen Abteilungen der Filderklinik komplementäre Verfahren angewendet. Neben Physiotherapie oder Psychoonkologie kommen auch spezielle anthroposophische Therapieformen zum Einsatz, wie etwa Mal- und Musiktherapie oder Rhythmische Massagen. Sie sollen die Auseinandersetzung des Patienten mit sich selbst und seinem Leben fördern und damit seine Krankheitsbewältigung und persönliche Weiterentwicklung unterstützen.

Forschung, Lehre und internationale Projekte im Bereich Gesundheit und Pflege

Neben der Filderklinik gibt es zahlreiche weitere Förderaktivitäten im Bereich Gesundheit und Pflege. Zum Sommersemester 2004 startete beispielsweise an der Universität Witten/Herdecke, unterstützt durch die  MAHLE-STIFTUNG, das „Integrierte Begleitstudium anthroposophische Medizin“ als  bundesweit erste systemische universitäre Ausbildung dieser Art. Damit soll der Dualismus zwischen Schul- und Komplementärmedizin überwunden und als integrative Medizin in den wissenschaftlichen Diskurs von Lehre und Forschung gestellt werden.

Auch international engagiert sich die MAHLE-STIFTUNG, insbesondere an den Standorten des MAHLE Konzerns. Medizinische Projekte spielen hier eine große Rolle. Ein Beispiel ist Brasilien: Durch die Stiftungsarbeit soll hier zur Humanisierung der Medizin beigetragen und die anthroposophische Medizin deshalb im Gesundheitssystem etabliert werden. Vor allem geht es darum, diese Form der medizinischen Versorgung für alle Bevölkerungsschichten erreichbar zu machen. So unterstützt die MAHLE-STIFTUNG unter anderem die Casa Angela, das erste staatlich anerkannte Geburtshaus im Staate São Paulo. Hier können Mutter und Kind in einer familienorientierten, vertrauensvollen und geschützten Atmosphäre eine natürliche, sanfte und menschenwürdige Geburt erleben – für brasilianische Verhältnisse, vor allem der armen Bevölkerungsschichten, keine Selbstverständlichkeit. Häufig entbinden Frauen dieser Schichten an unzumutbaren, für Mutter und Kind gefährlichen Orten, was eine hohe Kinder- und Müttersterblichkeit zur Folge hat.


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