Studie zur Wirtschaftlichkeit einer kraftfutterfreien Milchviehfütterung
Ein hoher Kraftfuttereinsatz ist in der konventionellen Milchviehhaltung seit vielen Jahrzehnten selbstverständlich geworden. Hintergrund für den Einsatz von Kraftfutter ist die Erhöhung der Milchleistung mit entsprechendem Ertrag. Es gibt aber auch gegenteilige Effekte: Die Folgen der Kraftfutter-Fütterung sind eine kürzere Lebenserwartung der Milchkühe sowie Fruchtbarkeits-, Stoffwechsel- und Euterprobleme. Aber auch finanziell gibt es Nachteile. Die Preise für Futtergetreide, Soja und Milchleistungsfutter sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Die Internationale Forschungsgesellschaft e.V. Hofgut Breitwiesen und das Kasseler Institut für ländliche Entwicklung e.V. untersuchen daher in einer Studie die Wirtschaftlichkeit einer kraftfutterfreien bzw. kraftfutterminimierten Milchviehfütterung in Deutschland.
Das Rind hat durch seine Verdauungsorganisation die einzigartige Fähigkeit, Zellulose aufzuschließen und zu verdauen. Um eine hohe Milchleistung zu erreichen, wird unter anderem der Grasanteil im Futter durch Getreideschrote und andere energie- und eiweißkonzentrierte Futtermittel zurückgedrängt. Seit Jahrzehnten gilt diese Form der Milchviehhaltung als nahezu alternativlos, um wirtschaftlich rentable Milchwirtschaft zu betreiben. Allerdings entspricht die Fütterung im Milchviehbereich heute immer weniger einer wesensgemäßen Rinderhaltung. Und auch die Regionalität der Futtermittel sowie Nachhaltigkeit und die Nahrungskonkurrenz zum Menschen sprechen für eine starke Reduktion des Kraftfuttereinsatzes. Dennoch gilt als Voraussetzung ein positives wirtschaftliches Betriebsergebnis.
Aktuelle Studien zur Wirtschaftlichkeit einer kraftfutterfreien Fütterung gibt es nicht. Genauso wenig wurden die Motive und Erfahrungen der so wirtschaftenden Landwirte in der betrieblichen Praxis erfasst. Diese Erkenntnisse sind aber notwendig, um einen Ausweg aus der High-Input-Landwirtschaft mit ihren negativen Folgen zu finden und den Handlungsbedarf zur Weiterentwicklung der kraftfutterfreien Fütterung zu erfassen.
In der Studie der Internationalen Forschungsgesellschaft e.V. Hofgut Breitwiesen und des Kasseler Instituts für ländliche Entwicklung e.V. wurden zunächst zahlreiche Betriebe in Deutschland erfasst, die kraftfutterfrei oder mit sehr wenig Kraftfutter wirtschaften. Mittels Betriebserhebungen wurden die Kostenstrukturen und wirtschaftlichen Kennwerte der kraftfutterfreien Fütterung analysiert. In persönlichen Interviews wurden die beteiligten Landwirte zu ihren Motiven und Erfahrungen befragt. Nach der Auswertung sollen die Ergebnisse im Rahmen einer Fachtagung diskutiert und es soll nach Wegen gesucht werden, wie eine wesensgemäße und sinnvolle Fütterung auch unter heutigen Marktvorgaben realisiert werden kann.
PROJEKTDETAILS
Hofgut Breitwiesen
Die Internationale Forschungsgesellschaft e.V. mit Sitz in Stuttgart unterhält seit vielen Jahren den Breitwiesenhof als Zweckbetrieb für diverse Forschungen und andere gemeinnützige Aktivitäten.
Welche Phasen hat das Projekt bereits erreicht?
Im Jahr 2013 waren die entsprechenden Partner für die Umsetzung gefunden sowie eine Basisfinanzierung gesichert. So wurde Mitte 2013 mit der Vorrecherche und der konkreten Projektplanung begonnen. Im Januar 2014 wurden der Pretest der Fragebogen und die Einarbeitung der Betriebsinterviewer vorgenommen. Ab März 2014 liefen die Betriebserfassungen, parallel dazu die Archivierung und Aufbereitung der Daten. Seit November 2014 wird an der Auswertung der Daten gearbeitet. Zudem wurde ein erster Zwischenbericht erstellt und im „Kritischen Agrarbericht 2015“ veröffentlicht. Im Frühjahr 2015 wird der Projektbericht fertiggestellt, publiziert und anschließend auf diversen Tagungen diskutiert.
Wofür werden die Gelder der MAHLE-STIFTUNG konkret eingesetzt?
Die Hälfte der Gesamtkosten dieser Studie wird von der MAHLE-STIFTUNG finanziert. Sie unterstützt dieses Projekt seit dem Frühjahr 2014.