Hilfe für traumatisierte Kinder und Jugendliche

Notfallpädagogisches Katastrophenvorsorgeseminar in Südamerika

Überschwemmungen, Erdbeben, Guerillakämpfe, Bürgerkriege und das Leben in schwerer Armut sind einige der Gründe, warum in Ländern Südamerikas immer wieder Kinder schwer traumatisiert sind. Viele Betroffene verlieren ihr inneres Gleichgewicht und erkranken an Trauma-Folgestörungen. Wie in zahlreichen Regionen der Welt gibt es auch in vielen Ländern Südamerikas zu wenige Psychologen und Therapeuten, die mit belasteten Kindern und Jugendlichen arbeiten können. Seit 2011 bilden die Freunde der Erziehungskunst daher südamerikanische Pädagogen und Therapeuten in den Methoden der Notfallpädagogik aus, damit diese bei Krisen und Katastrophen rasch eigenständig tätig werden können. Um die einzelnen notfallpädagogischen Gruppen in einem bilateralen Netzwerk zu verknüpfen, treffen sich nun Vertreter aus Brasilien, Argentinien, Kolumbien, Chile und Peru in Kolumbien.

Die Notfallpädagogik der Freunde der Erziehungskunst unterstützt traumatisierte Kinder, Jugendliche und Eltern nach Kriegsereignissen oder Naturkatastrophen mit pädagogischen und therapeutischen Methoden auf Grundlage der Waldorfpädagogik. Sie zielt darauf ab, Kinder und Jugendliche psychosozial zu stabilisieren, bei der Verarbeitung des Erlebten zu unterstützen und ihre Selbstheilungskräfte anzuregen. So helfen beispielsweise erlebnispädagogische Übungen dabei, das Vertrauen in sich selbst und die Mitmenschen zu stärken. Bewegungsspiele dienen dazu, schockartige Erstarrungen zu lösen. Nonverbale Angebote wie Mal- oder Kunsttherapie geben den Kindern die Möglichkeit,  ihre traumatischen Erlebnisse auszudrücken und zu verarbeiten sowie eine Distanz zum Erlebten herzustellen.

Das übergeordnete Ziel der Katastrophenvorsorge ist es, weltweit Teams auszubilden, die nach Naturkatastrophen oder kriegerischen Auseinandersetzungen mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen vor Ort stabilisierend arbeiten können. Damit Kinder und Jugendliche nach traumatisierenden Ereignissen nicht in die Phase der posttraumatischen Folgestörungen kommen, ist es wichtig, so früh wie möglich ihre Selbstheilungskräfte anzuregen. Wenn lokale Lehrer, Kindergärtner und Sozialarbeiter im Bereich Notfall- und Traumapädagogik geschult sind, können sie sofort im Rahmen ihrer Möglichkeiten tätig werden.

Das Projekt  Aus- und Weiterbildung südamerikanischer Gruppen in Notfallpädagogik besteht  seit 2011. Um die Menschen in krisengebeutelten Regionen bereits präventiv darauf vorzubereiten, mit traumatisierten Kindern in Schulen, Kinderzentren und Kindergärten umzugehen, wurden Katastrophenvorsorgeseminare ins Leben gerufen. Seither fanden regelmäßige Seminare in verschiedenen Ländern statt (Kolumbien, Brasilien, Argentinien, Peru und Chile.) Nun ist es an der Zeit, die Gruppen zusammenzubringen und ein Netzwerk zu knüpfen, welches über die Grenzen der einzelnen Länder hinausgeht. Das unterschiedliche Wissen  und die Erfahrungen der einzelnen Pädagogen und Therapeuten sollen miteinander geteilt werden, Arbeitskreise sollen ihre Ergebnisse austauschen und sich gegenseitig unterstützen.

Schwerpunkt des Seminars in Kolumbien ist Psychotraumatologie: was passiert im Körper nach einem Trauma und wie kann reagiert werden? Wie wirkt sich ein Trauma auf die Entwicklung aus und was kann in den verschiedenen Entwicklungsstufen getan werden? Die notfallpädagogischen Gruppen sollen dabei unterstützt werden, im Laufe der Zeit unabhängig und eigenständig arbeiten und im Falle einer Katastrophe vor Ort schnell psychosoziale Hilfe leisten zu können. Darüber hinaus sollen Strukturen aufgebaut werden, die es den verschiedenen Gruppen ermöglichen, sich auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen. Dazu sollen konkrete Szenarien erarbeitet werden, wie sich ein notfallpädagogisches Team organisieren und zusammenstellen könnte.

PROJEKTDETAILS

Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V.

Die Freunde der Erziehungskunst unterstützen seit 1976 Waldorfschulen, -kindergärten, heilpädagogische Einrichtungen und soziale Projekte weltweit. Durch das Sammeln von Spendengeldern und deren hundertprozentige Weiterleitung ins Ausland konnten mittlerweile mehr als 600 Projekte gefördert werden.

Seit 2006 sind die Freunde der Erziehungskunst im Bereich Notfallpädagogik tätig, der der psychosozialen Stabilisierung traumatisierter Kinder und Jugendlicher in Kriegs- und Katastrophengebieten dient. Seit 2011 bauen die Freunde der Erziehungskunst weltweit notfallpädagogische Teams auf, die eigenständig bei Katastrophen tätig werden, aber auch an Einsätzen der Freunde der Erziehungskunst teilnehmen. So wurde beispielsweise die Gruppe aus Chile nach dem Großbrand in Valparaiso tätig und führte notfallpädagogische Einsätze durch. Infolge von kriegerischen Auseinandersetzungen und Naturkatastrophen arbeiteten die Freunde der Erziehungskunst bislang mit psychotraumatisierten Kindern und Jugendlichen unter anderem im Libanon (2006), in Gaza (2009 - 2014), Haiti (2010), Japan (2011), Kenia (2012 – 2014), auf den Philippinen (2013-2015) und in Kurdistan-Irak (2013-2015).

Wofür werden die Gelder der MAHLE-STIFTUNG konkret eingesetzt?

Die Gelder der MAHLE-STIFTUNG werden für die Flugkosten, die Unterkunft und Verpflegung der Trainingsteilnehmer aus den verschiedenen südamerikanischen Ländern verwendet.